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Advent an Bord

Auf dem Atlantik erinnert nichts an den Advent. Im Grunde eine ideale Moeglichkeit dem Weihnachtstrouble zu entfliehen. Doch wir bringen es nicht uebers Herz, dem Kind die Festlichkeiten vorzuenthalten. Und dank ihm geraten auch wir in Vorfreude auf Heiligabend. Ein Termin vor Augen zu haben, hilft ausserdem nicht unter Alltagstrott waehrend der Ueberfahrt zu leiden.<

In vorweihnachtlicher Stimmung gerieten wir bereits vor unserer Abfahrt. In Funchal begann man am 8. November, die Weihnachtsbeleuchtung zu installieren. Man gab sich also einen Monat Zeit, um all die Lichter die am 8. Dezember gezuendet werden sollten, aufzubauen. Ein kolossales Gesamtkonzept war hier ausgedacht geworden. In der Altstadt hingen Teddybaeren, Geschenke und Socken an Kabeln, die ueber die Strasse von einem Haus zum anderen gezogen wurden. An den Baeumen der Strassen, die zur Altstadt fuehren, wurden sowohl am Stamm als auch in den Kronen farbige Lichterketten festgemacht. Am Meer entlang fuehrte eine einige kilometerlange Lichterlaube mit grossen glitzernden violetten und tuerkisenen Kugeln. Auf dem Stadtplatz und auf der Hafenmole wurden mit dem Kran 20 Meter hohe spitzige Konen aufgestellt, die von farbigen Lichterschlaufen umwickelt waren. Vor der Kathedrale versammelte sich eine riesige Engelschar. Eine Sonne im Hafen usw. Es hoerte nicht mehr auf. Wie neugierig waere ich gewesen, das Ganze beleuchtet zu sehen.

In Teneriffa kamen wir dazu, am Vorabend unserer Abfahrt die zarte und verspielte Beleuchtung eines kleinen Staedtchens zu geniessen. Mit diesen Bildern im Kopf fuhren wir los. Am schoensten haben wir es dann aber auf dem Meer angetroffen. Wundervolle Sternenhimmel mit Sternschnuppen, die uns den Weg weisen.

Seit 23 Tagen schauen wir alle gespannt hinter die Tuerchen von Basils Adventskalender. Wir visualisieren auf diese Art die auf hoher See verbrachte Zeit. (Moeglicherweise waeren Transatlantik Segler auch zu einer anderen Jahreszeit froh, um einen solchen Kalender.) Der Kalender mutet hier allerdings exotisch an. Pettersson und Findus schmuecken den Weihnachtsbaum neben dem heissen Kachelofen, durch das Fenster erblickt man Schnee. In Teneriffa haette dieser Kalender perfekt zu den Weihnachtskonsumguetern gepasst. Das was es dort als Weihnachtsdekoration zu kaufen gab, unterschied sich in nichts von dem was wir in Mitteleuropa vorfinden. Ich staunte ueber die eins zu eins Uebernahme von Artikeln mit Tannen, Schnee und Kaelte Attributen. Der Hoehepunkt fuer mich war der aufblasbarer Riesenschneemann mitten im Gemuese- und Fruechtemarkt im Mercado central de la nostra senora de Africa. Und was haben wir von Suedeuropa fuer Weihnachten uebernommen. Mir faellt bloss den Weihnachtstern (Pflanze) ein. Sowohl in Madeira als auch in Teneriffa gab es Prachtexemplare davon, ganze Baeume leuchtend rot, eine Augenweide. Orangen, Datteln und Nuesse sind wohl saisonbedingt auf unseren Tischen an Weihnachten, nicht gekoppelt ans Fest.

 Nun morgen ist es so weit. Wir haben eine Krippe gebastelt und Guetzli gebacken. Wir mussten uns etwas ueberwinden, dies in dieser Umgebung von Sonne und Meer zu tun. Am Cockpittisch kneteten wir Krippenfiguren und bauten den Stall. Sie sind etwas karibisch geraten, das heisst sie entsprechen wohl unseren exotischen Bildern der Karibik. Na ja, wir werden noch die Gelegenheit haben, unser Werk mit karibischen Krippen zu vergleichen. Morgen wollen wir noch das Schiff mit einem Engel schmuecken und Geschenke einpacken. Eines ist sicher, viele Geschenke wird es nicht geben. Endlich mal nicht. So weit muss man gehen.

Das Menue steht noch in den Sternen. Ein frischer Fisch wird es wohl nicht werden, da ein frecher Fisch mit unserem Koeder abgehauen ist.

Euch allen wuenschen wir eine frohe Weihnacht. Sternen betrachtend sind wir mit Euch.