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Hog Isalnd

In Hog Island erkenne ich die zwei etwa 10-jährigen Buben gleich wieder – der weisse und der schwarze (der braune, würde Basil sagen) -, die schon vor zwei Jahren hier auf dem Schiff lebten und am Strand und im Wasser zu sehen waren. Sie wollten damals Basil ins Versteckspiel mit einbeziehen, er war jedoch aus Alter- und Sprachgründen damit überfordert. Nun ziehen sie durch die Insel, der eine mit einer Harpune in der Hand, und ich denke mir „das ist nun wirklich naturnahes Aufwachsen!“. Wie Robinson, wären da nicht die Yachties, deren Kinder eine Zeitlang ihre Kameraden sind, doch dann weitersegeln: Segeln heisst eben nicht nur Bekanntschaften machen, sondern auch immer wieder Abschied nehmen, das ist der schwierige Part davon, besonders für die, die bleiben.

Die Insel ist sehr klein, friedlich und ruhig, mit Sträuchern und Palmen bewachsen, ein paar Häuser, winzig klein, sind auf der Mutterinsel zu sehen, auf Hog Island selbst gibt es nur Roger’s Hütte, der Getränke verkauft und am Wochenende Barbecues veranstaltet. Vor zwei Jahren schon war das Land ausgesteckt, die Brücke, die die Insel mit der Mutterinsel verbindet und Hog Island erschliessen soll, macht bereits einen rostigen Eindruck. Es hat sich nicht viel verändert, es sind höchstens mehr Einheimische am Strand, die unsere Kinder herzlich aufnehmen: „come and join us!“, was diese sich nicht trauen. Die etwa 13-jährige Harema versucht mehrmals Luc zu locken, doch dieser hält sich an meinem Bein fest. Es sind etwa sechs Kinder und zwei Erwachsene, die immer zusammen bleiben, sei es wenn sie sich mit Sand einstreichen oder im seichten Wasser planschen  – ein Bild, das in der Karibik häufig zu sehen ist, das Baden in der Gruppe.

Friedlich und ruhig, wenn nicht gerade die anderen Einheimische da sind: Sie kommen mit ihren schönen Rennbooten mit dem 200 PS Aussenborder und rasen durch die Bucht zwischen den ankernden Segelschiffen. Das spritzige Boot ein Statussymbol, der Motor ein klares Potenzzeichen – Markus sagt, er  würde mindestens 30 000 Franken kosten. Wir sehen, wie eine Gruppe gerade ein Boot besteigt: Zwei Männer mit dem Joint in der Hand, eine Frau, deren jenseitiges  Grinsen ein sicheres Zeichen für das „Verladen sein“ ist. Meistens sind sie begleitet von einem powervollen Sound, der Rhythmus und die Klänge passen zweifelsohne perfekt hierher.

Wir geniessen Hog Island, am Morgen und am Abend die Naturklängen mit den zauberhaften Lauten der Vögel. Schon vor zwei Jahren haben Basil und ich hier gern das Gedicht „Vogelstimmen“ von Humberto Ak’abal  gelesen (am besten laut lesen!):

Klis, klis, klis…
Ch’ok, ch’ok, ch’ok…

Tz’unun, tz’unun, tz’unun…
B’uqpurix, b’uqpurix, b’uqpurix…

Wiswil, wiswil, wiswil…
Tulul, tulul, tulul…

K’urupup, k’urupup, k’urupup…
Ch’owix, ch’owix, ch’owix…

Tuktuk, tuktuk, tuktuk…
Xar, xar, xar…

K’up, k’up, k’up…
Saq’k‘or, saq’k‘or, saq’k‘or…

Ch’ik, ch’ik, ch’ik…
Tukumux, tukumux, tukumux…

Xperpuaq, Xperpuaq, xperpuaq…
Tz’ikin, tz’ikin, tz’ikin…

Kukuw, kukuw, kukuw…
Ch’iwit, ch’iwit, ch’iwit…

Tli, tli, tli…
Ch’er, ch’er, ch’er…

Si-si-si-si-si-si-si-si…
Ch’ar, ch’ar, ch’ar…

Untertags aus der Ferne nicken wir zum Beat aus der Soundmaschine. Einzig das Badevergnügen ist ein wenig betrübt: In der Bucht trauen wir uns wegen den Rennbooten nicht recht – wir erinnern uns am Vorfall im letzten Sommer am Bieler See – und am Strand entdecken wir bei unserem zweiten Landgang sehr viele sandfarbene Krebse, die sich meistens vergraben, zwischendurch Markus und mir in den Fuss zwicken. Für Basil ein spannendes Schauspiel, die Schwimmlust ist jedoch auch wegen den bis nah am Land wachsenden Algen vergangen.

Jana Caniga – den SchweizerInnen bekannt als ehemalige Nachrichten-Sprecherin im Fernsehen (10 vor 10) – hält sich gern in Hog Island auf oder schickt ihre Gäste in Roger’s  Bar am Strand. Dieses Jahr treffen wir sie nicht an, so entscheiden sich Markus und Basil, sie mit dem Beiboot im Phare bleu zu besuchen. Wer wissen möchte, wie das Marina Geschäft so läuft, kann sich mit Markus austauschen: Die Unterhaltung mit Jana Caniga klang sehr interessant und hat bei ihm Gedanken über ein ähnliches  Unternehmen geweckt!

Andrea
27.-28. April 2011